Markgrafschaft Greifenfurt
Zwischen dem Kosch im Südwesten, Weiden im Nordosten und Dar patien im Osten gelegen, schützt die Mark Greifenfurt das südlich gelegene Garetien seit jeher vor den Gefahren, die aus dem nordwestlich gelegenen Finsterkamm drohen. Schon früh versuchte man hier den Vorstößen der Orks zu begegnen und diese gar nicht erst ins Herz des Reiches hineinzulassen.
Die heutige Besiedlung der Mark, insbesondere jene fern der Reichsstraße, ist zu großen Teilen auf Klostergründungen in der einsamen Wildnis zurückzuführen. Die heute noch existierenden Klöster, aber auch all jene stillen Mauerreste, die überall im Land zu finden sind, künden von göttergefälligem Fleiß, und von den Schwierigkeiten und der wechselhaften Vergangenheit eines kargen Landes. Schon früh machten sich die Kirchen von Praios und Peraine gemeinsam daran, das Land im Sinne der zwölfgöttlichen Ordnung urbar zu machen. In gemeinschaftlich geführten Klöstern lebten, beteten und arbeiteten damals wie heute Geweihte und Laien. Eigene Werkstätten, Viehhaltung und Landwirtschaft sorgen für Unabhängigkeit. Auf Rodungsflächen und an den neuen Straßen entstanden aber auch Dörfer und Weiler, die die Klöster mit Abgaben und Spenden versorgten oder einfach nur von Schutz und Wissen der Geweihten profitierten. Während die Praios-Kirche wehrhaft die Ordnung verteidigte, sorgten die Geweihten und Laien der Peraine für das Land. Die Klostermauern sind nicht nur geistiger Mittelpunkt, sondern auch Schutz und Wehr. Hohe Mauern umschließen die oft dorfgroßen Anlagen, und Torhäuser und Türme gewähren zusätzlichen Schutz. Zum Finsterkamm hin ähneln diese Klöster nicht selten Klosterburgen. Ihre eigenen, ertragreichen Lände reien schützen die Klöster ebenfalls durch hohe Mauern, um Wild und Raubgesindel fernzuhalten. Gemeinschaftsklöster sind als ein Hort von Wissen und Kunst noch heute eine sehr verbreitete Klosterform in der sonst so unwirtlichen Mark.
Vom Leben in der Mark
Wie das Land beim Wandernden emen Eindruck von rauer Einfachheit, aber tiefgründiger Schönheit hinter lässt, so zeichnet es auch die dort wohnenden Menschen. Von den weltgewandten Almadanern als hinterwäldlerisch bezeichnet, haben die fortwährende Bedrohung durch den Finsterkamm und der unumstößliche Glaube an die Götter, vor allem an Praios, die Märker geschliffen wie das steil aufragende Gebirge. So verwundert es nicht, dass hier die praiosgefällige Ehrlichkeit, Offenheit und Direktheit ebenso verbreitet sind wie die im Kampf mit den Orks erworbenen Tugenden Mut und Durchhaltevermögen. Der Märker ist in der Regel mundfaul, nüchtern und humorlos und gibt sich zufrieden mit dem, was er hat. Ränke und Intrigen liegen ihm nicht, und so mancher fremde Edle, der glaubte, eine besonders nette kleine Kabale zu spielen, war nach Aufdecken seines Spieles überrascht über die direkten und gewalttätigen Reaktionen.
Die Einstellung der Greifenfurter zum Kaiserreich hat sich im Lauf der letzten Jahre verändert. Für das Kaiserreich hat man geblutet, hat sich mutig gegen die Orks gestemmt und das Herz des Reiches treulich behütet. Viele Greifenfurter Töchter und Söhne sind in den Osten gezogen, um das Reich auch dort gegen den Dämonenmeister und seine verderbten Erben zu schützen. Die wenigsten sind zurückgekehrt. Statt aber Anerkennung und Freundschaft dafür zu erfahren, mussten die Greifenfurter mit ansehen, wie andere die Gunst des Kaiserhauses für sich gewinnen konnten, wie andere für ihre Taten gewürdigt wurden oder Beistand erhielten. In den letzten Jahren hat sich die Meinung immer weiter verbreitet, dass man vom Kaiserreich nicht viel zu erwarten habe, dass das Herz des Reiches seine Grenzmark und deren tapfere Bewohner vergessen habe.
Die Greifenfurter wissen nun, dass sie im Ernstfall auf sich selbst ge stellt sind, und tun alles, um für die Zeiten des Kriegs gewappnet zu sein. Sie konzentrieren sich auf das eigene Land, und der Glaube an das einige Reich verblasst immer mehr. Sagt man einem Greifenfurter jedoch auf den Kopf zu, er stehe nicht mehr für das Reich ein, so reagiert er empört und pocht auf seine Reichstreue. Und doch macht sich überall die Überzeugung breit, dass das Reich nur eine Sorge unter vielen ist. Vielerorts finden sich Schreine der Zwölfgötter, und so ziehen die Geweihten der in der Mark beheimateten Klöster und Tempel nicht selten auf uralten Routen quer durch die Lande, um nicht nur dem eigenen Gott zu dienen, sondern auch die Aufgaben der übrigen elf zu versorgen. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Praios-Geweihter einen Markt eröffnet, das Erntefest leitet, Traviabünde stiftet und die Barondienste verrichtet, bevor er wieder weiterzieht.