»Wir wissen gar nicht, wie lange wir nun schon unterwegs sind. Es gab viel zu viel Verderben. Die Helden mögen vielleicht das Monster erschlagen haben, doch wir sind die, die die Überreste dieser Katastrophe beseitigen. Versteht mich nicht falsch. Ich danke den Helden, für das, was sie getan haben. Doch etwas sorgsamer hätten sie schon die Rester der Armee voller Finsternis entsorgen können. Stattdessen wandern immer noch einige dieser Abscheulichkeiten in unserem wundervollen Land und einfache Soldaten und Söldner wie unser kleiner Trupp, müssen die Schweinerei jetzt aufräumen.«
Dies sind die letzten Worte aus dem Tagebuch eines jungen Soldaten der zum Zeitpunkt der Katastrophe, deren Ende unser neues Zeitalter eingeläutet hat, zu einem „Bereinigungs-Trupp“ gehörte. Militär-Bataillone, die von den in der Krise zusammengeschlossenen Völkern gegründet wurden, um die Dämonen und Teufel, die es in unsere materielle Ebene schafften, auszulöschen. Es mag stimmen, dass die Helden von Einst den Schattendrachen Zeoldoras besiegten und die riesige Bestie erschlugen, doch das Heer aus grausigen Geschöpfen aus der Schattenwelt, des Shadowfell, wandelte noch immer durch unsere Welt und terrorisierte Dörfer und Städte, Menschen wie Elfen, und tat ihnen gar schreckliche Dinge an, von denen wir nicht einmal erzählen möchten.
Diese Bataillone bestanden aus allen Völkern Ibalanias, in einigen dieser Gruppierungen fanden sich sogar die eher scheuen Sulkeni, eine aussterbende Rasse, die gerade zu den Zeiten der Katastrophe so verhasst war. Aus ihnen sind die entstanden, die wir heute Tieflinge nennen. Sulkeni waren die ersten, die aus dem Blut der größten Dämonen der Dunkelheit entstanden sind, doch denen das Leben in den Schatten verwehrt wurde, da ihr Geist und ihr Körper denen der Nicht-Dämonen glichen. Zu viele Emotionen, die das Licht widerspiegelten, waren an diesen Körpern behaftet, sodass sie schlussendlich aus den Reihen des Dämonenvolkes verbannt wurden und auf unsere Ebene geschickt wurden. Über viele Jahre hinweg wurden aus diesen Geschöpfen die Tieflinge, Wesen, die ebenso grotesk aussahen, doch deren Verbundenheit zu den Schatten längst nicht so stark war, wie es bei ihren Urahnen noch der Fall gewesen war.
Und eben diese Sulkeni standen nun an vorderster Front, als es darum ging, die übrig gebliebenen Dämonen und Teufel zu erschlagen, die auf das Kommando des Schattendrachen hörten. Mutig genug kämpften sie einen Kampf gegen Artgenossen, die sie verachteten und nicht wenige ließen ihr Leben bei diesen Kämpfen. Sie kämpften für eine Zukunft, in der man ihre Gesichter nicht mehr mit dem Feind verwechselte, und sie kämpften für den Frieden, für eine Zeit ohne Angst und Hass. Wenn man den vorherigen Einträgen im Tagebuch des jungen Mannes Glauben schenken mag, so war einer seiner treuen Gefährten ein ebensolcher Sulkeni, der ihn schon mehrmals vor dem sicheren Tod rettete. So schienen sie zumindest in diesen Kämpfen wahre Gefährten gefunden zu haben. Viele dieser Bataillone wurden komplett ausgelöscht, da auch in ihrer starken Unterzahl, Dämonen und Teufel mit Magie bewaffnet sind, die einfache Waffen nicht durchbohren können. Doch schlussendlich, nach vielen Monaten siegten die freien Völker und das, was von der Katastrophe noch übrigblieb, waren nichts weiter als Erinnerungen. Mahnende Erinnerungen zwar, jedoch nichts, was Anstrengung und Fleiß nicht überstehen konnte.
Die Zeit nach der Auslöschung, als die dunklen Wesen von unserer Ebene verbannt wurden, war eine Zeit, die noch lange in den Köpfen der Bewohner Ibalanias überdauern wird. Ich selbst war nur ein kleines Kind, geboren nach den Kämpfen, und doch ist mir diese Zeit so im Gedächtnis geblieben. Ein neuer Frieden, der noch dazu bestärkt wurde durch den Zusammenschluss der drei stärksten Völker, den Menschen, den Elfen und den Zwergen. Sie redeten über die Zukunft, über all das Schöne, was ihnen bevorstand. Alle waren glücklich, nun da sie nicht mehr von einem drohenden Untergang geplagt wurden. Die Zusammenarbeit der drei Rassen trug schnell Früchte, sodass die Zwerge ihre robuste Bauart und deren Zuverlässigkeit auch den anderen zur Verfügung stellten. Oder die feine, sanfte Arbeit der Elfen, die wie sonst keine Rasse selbst, das genaue Arbeiten mit filigranen Werkzeugen meistern konnten. Und die Menschen brachten ihre Weisheit mit in das Abkommen. Weisheit, die durch zeitliche Not gelernt wird, welche die anderen Rassen nicht verstehen konnten. Ich erinnere mich an die erste Spieluhr, die mir mein Vater schenkte. Gefertigt von einem genialen Zwergenschmied, verfeinert durch die sanften Hände eines Elfen und schließlich künstlerisch vollendet durch einen Menschen. Ein Kleinod, welches diese Zusammenarbeit perfekt verkörperte.
Doch all diesen Frieden verdanken wir nur den
unermüdlichen Einsätzen der Soldaten, dem diplomatischen Geschick unserer Könige,
und dem Mut der Völker, auch in den dunklen Zeiten nicht aufgegeben zu haben.